Ein Nürnberger Prozess Reloaded, um die Welt von Evolutionsfanatikern zu befreien? – Radu Golban

Die Nürnberger Ärzteprozesse als einen historischen Schlussstrich unter der Rassenlehre, der Eugenik (Erbgesundheitslehre) und der Züchtung des Übermenschen zu betrachten, zählt zu den am weitesten verbreiteten Mythen. Die Prozesse galten Wissenschaftlern, die  vom sozialdarwinistisch geprägten, New-Age-haften, braunen, technischen Irrglauben geleitet Tausende ermordet hatten. Durch die Bestrafung der Mörder im Namen der Wissenschaft hatte man lediglich die Täter, jedoch nicht deren Waffen – die Wissenschaft und die Geldgeber – aus dem Verkehr gezogen.

„Auch wenn es sicher richtig ist, dass eine radikale eugenische Politik für viele Jahre politisch und psychologisch unmöglich sein wird, so wird es doch für die UNESCO wichtig sein, dafür zu sorgen, dass das eugenische Problem mit der grössten Sorgfalt geprüft und die Öffentlichkeit über die damit verbundenen Fragen informiert wird, damit vieles, was heute undenkbar erscheint, wenigstens wieder denkbar wird.”

Julian Huxley, „UNESCO: Its Purpose and Its Philosophy“ (UNESCO: Ihr Zweck und ihre Philosophie), 1947

Diese Worte stammen nicht von einem NS-Wissenschaftler von der Anklagebank, sondern von Julian Huxley, dem ersten Generaldirektor der UNESCO. Der britische Biologe, Philosoph, Schriftsteller und führende Eugeniker seines Landes wäre vermutlich mit solchen Ansichten in Nürnberg nicht dem Galgen entkommen. Deshalb war es ihm möglich, als überzeugter Transhumanist bis an sein Lebensende an der Verwirklichung seines „One world, one faith“-Fetisch zu arbeiten. Was man sinngemäss mit „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ übersetzen könnte, fand freilich Anklang, befand man sich doch in vornehmster britisch-amerikanischer Gesellschaft. Wie Prof. Paul Weindling in seiner 2012 verfassten Studie „Julian Huxley and the Continuity of Eugenics in Twentieth-century Britain[1] anmerkt, kooperierte dieser eng mit der heute bei der Corona-Pandemie und -Impfung allgegenwärtigen Wohlfahrtsorganisation der Rockefellers. Immerhin waren die Rockefellers eifrig dabei, bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Eugenikprogramme zu finanzieren.    

Die Liste seiner Vorhaben war lang[2]. Zur Seite standen ihm auch andere namhafte Intellektuelle und Persönlichkeiten wie der Mathematiker und Philosoph Bertrand Russel oder John Maynard Keynes. Vereint im mörderischen Geiste des englischen Ökonomen Thomas Malthus, dem die Ermordung von Kindern lieber war als die Option, dass Erwachsene für sie Raum schaffen[3], erschien die Biologie und Genetik als modernes Mittel, diesem elitären Evolutionsfanatismus zum Durchbruch zu verhelfen. Der Evolutionsbiologe Julian Huxley sagte in Bezug auf den marxistischen Ansatz zur Revolutionierung der Gesellschaft voraus, dass er am Fehlen einer „biologischen Komponente“ scheitern müsse. Was er unter der biologischen Komponente wohl verstand, haben schon Generationen von Schülern im Buch seines Bruders Aldous – „Brave new world“ – gelesen. Das ist dieser Intellektuellendynastie ja nicht zu verübeln, galt schon ihr Opa Thomas Huxley in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als „Darwins Bulldogge“. Ob der Grossvater aus dem damals salonfähigen Opium die Kraft schöpfte, eine Gesellschaft nach Darwins natürlicher Selektion zu formen, oder der für seine Halbblindheit als Visionär bekannte Autor Aldous dem LSD, ist nicht überliefert. Auch wissen wir nicht, warum sie für sich über Generationen die göttliche Eingabe beanspruchten, den Menschen biologisch optimieren zu müssen. Es ist verständlich, dass der Bruder, Julian, sich auch um die geistige Gesundheit der Familien Sorgen machte und auf die Menschheit extrapolierte, da ausser dem Darwinismus auch Malthus‘ menschenfeindliche Vorstellung von der überbevölkerten Erde im Clan weit verbreitet war.

Es verwundert nicht, dass Genie und Wahnsinn nah beieinander anzutreffen sind, hat der nächste im Bunde, Bruder Sir Andrew, immerhin den Nobelpreis in Medizin gewonnen. Welch‘ glückliche Fügung, dass dieser andere erleuchtete Biologe mit dem Hodgkin-Huxley-Modell frühzeitig den Weg für die uns so wichtige Impfung gegen Corona geebnet hat. Sein mathematisches Modell dient dem Verständnis der Funktionsweise der Dopamin freisetzenden Neuronen und der Dopaminspeicherung durch das VMAT2-Gen. Die US-amerikanische Fachzeitschrift „The Scientist“[4] hat jüngst ausführlich zur Relevanz dieses Gens bei der Covid-19-Erkrankung und den möglichen neuronalen Folgen berichtet. Für manche Wissenschaftler ist das betroffene VMAT2-Gen etwa für den Glauben an Gott verantwortlich, weshalb es auch als „Gottes-Gen“ bezeichnet wird. Andere betrachten es nüchterner und erklären es mit der Kontrolle zahlreicher Signalstoffe im Gehirn, welche bei uns Bewusstsein, Erfahrungen mit Emotionen, Vorstellungsvermögen, Motivation, Angst, Selbstbewusstsein u.a. steuern.

Im Prinzip alles Areale des menschlichen Gehirns, die dank der überragenden wissenschaftlichen Leistung der Brüder Julian und Andrew, je nach Bedarf mal über- oder untergesteuert, den Menschen von morgen biologisch so optimieren, dass er entweder zum zurückgebliebenen Arbeitstier degenerieret oder mit Geistesblitzen eine neue Plüschtiersammlung für Bill Gates entwirft.

Vermutlich war Aldous der weniger begabte, weshalb er in einer simplen Sprache von Embryonenzüchtung mit verminderter Sauerstoffzufuhr sprach, um eine Kaste von Arbeitern mit reduzierter Intelligenz zu produzieren. Viel vom visionären Aldous bleibt bei so ruhmreichen Geschwistern nicht übrig. Von einer Kritik an den menschenverachtenden Ideen und der eifrigen Suche nach genetischer Manipulation keine Spur. Vereint im Geiste des Bevölkerungsreduktions-Fetisches dieser bizarren Dynastie schaffte Aldous doch noch einen grossen Wurf. Die Bevölkerungskontrolle, meinte er in den sechziger Jahren, könnte eines Tages durch Tabletten gelöst werden. Wahrliche Brillanz eines Utopisten, im Schatten zweier Frankensteinzüchter die Antibabypille vorauszusehen.       

Ausgerechnet Eliten dieser Welt, welche bereits in dynastischer Folge sich der Bevölkerungsreduktion verschrieben haben, spinnen nun gemeinsam zum Schutz des Lebens an der raschen Entwicklung eines Anti-Corona-Impfstoffs. So betrachtet ist der pseudowissenschaftlich etablierte, malthusisch geprägte und sozialdarwinistisch modellierte Menschenhass die Triebfeder der Nächstenliebe, um die Welt vor einer neuartigen Grippe zu bewahren.

Von Genialität und Originalität ist auch Prof. Dr. Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forums, freizusprechen. Trotz Frischluftzufuhr in Davos hat der studierte Maschinenbauer mit den Debatten über Transhumanismus so viel Eugeniker nachgeplappert, dass es allzu verständlich ist, sich mit Eingriffen in die Biologie mehr Intelligenz zu erhoffen. Wenn wir ihm folgen wollen, dann stehen wir wörtlich vor der vierten industriellen Revolution, welche diesmal eher den Menschen betreffen werde als die Maschinen, und biologische Grenzen werden verschwinden. Dank der Fülle an solcher Literatur von Huxley und anderen hätte Schwab lieber einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und das Papier für dieses Werk sparen sollen.

Für Herrn Bill Gates gilt der gleiche Massstab bei der Betrachtung der technischen und sozialen Umwälzung mit und nach Corona. Daher die Frage, warum ausgerechnet dieses Gespann an Eliten, die mit Sorge auf die Bevölkerungsentwicklung blicken, uns mit ihren Erkenntnissen vor einer u.U. schwerwiegenden Atemwegserkrankung retten will. Es sieht danach aus, dass es bei einem Impfstoff, der eine ohnehin niedrige Sterblichkeit vermeiden möchte, für das Revolutionierende noch nicht reicht. Wie man durch eine Impfung, die uns vor einer Atemwegserkrankung schützt, ein Potential für neue Lebensformen aus den Thinktanks von Evolutionssekten erblicken kann, die mit genetischer Optimierung den Himmel auf Erden erreichen wollen, ist nicht nachvollziehbar. Es sei denn, die gesteuerte Angst vor einem Virus bietet die historisch einmalige Chance, Menschen über eine Impfung hustenfrei zu halten, ihnen aber dafür genetisch das zu nehmen, was für uns Massen die Welt am schönsten macht: unseren freien Willen.

Damit solcher New-Age-Evolutionsfetisch von Analytikern, Stiftungen und Wissenschaftlern dem Menschen nicht die Begabung, Kunst, Kultur, Spiritualität und geistige Freiheit genetisch abspricht, gehört dieser als Terrorbewegung eingestuft und verurteilt wie einst die NS-Schergen in Nürnberg. Mit dem kleinen Unterschied, dass man heute mit den Angeklagten ein Stadion und nicht nur eine Bank füllen würde.


[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4366572/

[2] https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000068197

[3] Das Bevölkerungsgesetz von Sir Thomas Malthus (1766-1823)

[4] https://www.the-scientist.com/news-opinion/two-genetic-regions-linked-with-severe-covid-19-67619